Photo: Grégoire Couvert
NEUER RELEASE:
WHAT ON EARTH (QUE DIABLE) von OISEAUX-TEMPÊTE
electronic / avant rock / post-rock
Ein weiteres Album, das geduldig erwartet wurde, ist da: WHAT ON EARTH (QUE DIABLE) ist das siebente Album des fluktuierenden, französischen Künstler-Kollektiv’s OISEAUX-TEMPÊTE. Genau genommen ist es das zehnte Album, zählt man das Live-Album LIVE AT LE GUESS? und die beiden Neubearbeitungen bzw. Raritäten-Compilations RE-WORKS und UNWORKS & RARITIES (2012-2015) hinzu.
Schon der erste Track BLACK ELEPHANT ist eine Überraschung, aber keinesfalls im negativen Sinne: ein oszillierender Synthloop, eine Bassdrum im Rhythmus eines Herzschlags und Ben Shemie’s gesprochene Worte öffnen uns das Tor zu einer orphischen Reise durch post-apokalyptische Landschaften – mal schwebend, mal rasend, mal kriechend. PARTOUT LE FEU klingt wie eine Geisterfahrt durch eine Großstadt bei Regen. Sirenen heulen auf, dann mischt sich ein Saxophon dazu… am Ende klingt es fast wie eine Schlacht. Dann bringt TERMINAL VELOCITY mit seinen zauberhaften Klängen und zarten Stimmen eine kurze Verschnaufpause. Bei VOODOO SPINNING wird das Gefühl zu reisen dann komplett: die inneren Welten, die sich bei diesen Sounds auftun gleichen einer weitläufigen Hammada unter endlosen Himmeln mit mehreren Monden… erdige Gitarren verbinden sich hier mit orientalischen Klängen, angeleitet von einem mystischen Synthsound, der alle verbleibenden Elemente des Stückes mit Leichtigkeit trägt. Aber schon mit den ersten Tönen von THE CRYING EYE – I FORGET wird diese Leichtigkeit abrupt in Beklommenheit verkehrt. Die Stimme von Radwan Ghazi Moumneh schafft es jedoch, den Hörer noch rechtzeitig vor dem Abdriften in dunklere Ecken des menschlichen Geistes zu bewahren. Es scheint fast, als möchte man im darauffolgenden A MAN ALONE – IN A ONE MAN POEM diesem Zustand der Beklommenheit fluchtartig entkommen. Das Violinenspiel von Jessica Moss verstärkt den Eindruck einer energischen Befreiung. WALDGÄNGER ist ein weiteres ruhiges Stück, das mit Flöten und Marimba-artigen Klängen eine Atmosphäre der Entspannung erzeugen will. Aber so ganz mit rechten Dingen geht es auch hier nicht zu. Latentes Unbehagen zieht sich wie ein Hintergrundrauschen durch das gesamte Album. Auch in NU.E.S. SOUS LA COMÈTE ist das nicht anders. Die Rhythmusgruppe groovt und trifft in den Bauch. Man möchte sich mitbewegen, aber die ominösen Drones halten den Hörer in Alarmbereitschaft. Die Reise geht schließlich zu Ende in einem von Oscar Niemeyer erbauten, verlassenen Gebäudekomplex im Libanon, wo das Kollektiv das neunte und letzte Stück mit dem Titel DÔME live zum Besten gibt, inkl. natürlicher Nebengeräusche wie Wind und Vogelgezwitscher. Mehrmals hören wir in diesem Track etwas, das klingt wie eine Explosion in weiterer Ferne. Hinsichtlich der Situation in dieser Region wäre das gar nicht so abwegig…
WHAT ON EARTH (QUE DIABLE) ist ein magisches Werk, das aktives und konzentriertes Zuhören erfordert. Es bietet viele Bilder und unendlich viele Details zum Entdecken, was sicherlich an der interessanten Mischung an Musikern und der Vielzahl an verwendeten analogen Instrumenten liegt. Wenn Oiseaux-Tempête mit What On Earth das Ziel hatten, Welten zu erschaffen, durch die man regelrecht reisen kann und verblüfft, aber auch ein bißchen beklemmt zurückkehrt, dann ist es ihnen mit diesem Album auf jeden Fall gelungen.
Das Album ist aktuell erhältlich als digitales Album, auf Vinyl als limited yellow und limited black Edition, sowie auf CD. Live erleben kann man Oiseaux-Tempête momentan leider nur in Frankreich.
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